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Ein Drama in keinem Akt und wo die Wut begraben liegt

Es regnet Säure vom Himmel der Entrüstung, die Menge tobt, erzürnte Menschen hauen voller Rage in die Tasten und reiten hasserfüllt durch die Weiten der sozialen Medien und Kommentarspalten der Zürcher Medienlandschaft. «Quo vadis, Letten», hallt es theatralisch den Fluss entlang. Menschen in akuter Angst vor Neuem, in Sorge um ihre Ruhe und Freiheit.

Gemischte Gefühle

Wir erlebten den Sommer auf dem Park Platz mit gemischten Gefühlen. Wir erfreuten uns an neuen Projekten und engagierten Menschen, die Ideen auf dem Platz verwirklichen, genossen die Gemeinschaft mit vielen. Doch spürten wir in letzter Zeit auch vermehrt Ablehnung und Anfeindung gegenüber unserem Projekt. Als wir im Zürcher Tagblatt (27. Juli 2017) auf einen Artikel über den Letten stiessen, waren wir verwirrt. Wütend. Enttäuscht.

Verwirrt über die Auslegung unseres Projekts. Wir wurden kurzerhand auf Café und Konzerte reduziert, der Autor Jan Strobel heftete uns den (vom Tages-Anzeiger übernommenen) schmeichelhaften Titel «Partybrache» an und adelte uns als hip. Von einem Journalisten eines amtlichen Blattes erwarten wir etwas mehr Recherche. Viel Aufwand wäre es nicht gewesen, auf unserer Website die Idee des Park Platz nachzuschauen. Er hätte auch vorbeikommen können, und mit einem unverkrampften Lächeln im Gesicht hätten wir ihn über den Platz geführt und ihm die Bandbreite unserer Projekte erklärt. Wir sind nämlich keine partyorientierte Konzertbrache mit Café, die sich im Sud des postfaktischen Hipstertums bis zur totalen Ignoranz weichkocht.

Falsche Darstellung der Realität

Wütend über die Anschuldigungen gegen uns, die der Artikel verbreitete. Eine Anwohnerin beklagte sich über die «ständigen Zettel» an der Wohnungstür, welche Lärm ankündigen würden, der die Nachbarschaft durchgehend von «15 Uhr {…} bis Mitternacht» belaste. Die ständigen Zettel lassen sich zum Zeitpunkt des Artikels auf zwei Anlässe reduzieren, bei denen wir grössere Lärmemissionen ankündigten. An einem dieser Anlässe gab es zwei Konzerte an etwa je einer Stunde über den Tag verteilt. Die zweite Feier war ein Festival mit Musik und Konzerten, das tatsächlich von 15 Uhr an bis nachts dauerte. Die zitierte Person nannte unsere Brache einen «Kinder-Bretter-Robinson-Spielplatz mit Gerümpel aller Art». Wir mögen Kinder. Spielplätze auch. Und wir wiederspiegeln keine Welt, die immer piekfein und sauber aufgeräumt ist. Wir stehen für den realistischen Alltag, die Kreativität von Menschen aller Art, die Unordnung vieler Lebenssituationen und die Schwierigkeit der Bewältigung davon. Und irgendwie sieht unser Platz auch ein wenig so aus, je nach Perspektive.

Enttäuscht waren wir, dass wir vom Autor nicht persönlich kontaktiert wurden. Wir halten es für selbstverständlich, bei einer kritischen Publikation über einen Ort auch die Kritisierten zu befragen. Es hätte von Respekt gezeugt, uns mit den Vorwürfen zu konfrontieren und unsere Meinung in Erfahrung zu bringen. Doch dies blieb auf der Strecke und diese einseitigen Zeilen fanden ihren Weg in den öffentlichen Diskurs. Leider erhielten wir auch keine Antwort auf ein E-Mail an Jan Strobel.
Wir sind ein Ort der Gemeinschaft, ein Platz der Eigeninitiative und Selbstverwirklichung. Unsere Idee lebt von der Diversität der verschiedenen Akteure und Projekte auf dem Platz. Wir sind immer offen für Kritik und wünschen uns, dass diese direkt bei uns angebracht wird. Damit wir auch ehrlich darauf reagieren können.